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Leena Jobson - vom village store in Ontario zum Dorfladen in Südniedersachsen



Seit ca.  drei  Jahren bewirtschaftet Leena Jobson den Dorfladen in Reiffenhausen. Nachdem die früheren Pächter den einzigen Lebensmittelladen im Ort aus Altersgründen aufgaben, suchte die Dorfgemeinschaft einen neuen Betreiber für das Lädchen, das gerade für die meist nicht so mobilen älteren  Dorfbewohner ein wichtiges Plus an Lebensqualität bietet. Nach einigen Überlegungen entschied sich Leena Jobson den Dorfladen zu übernehmen. 
Über Erfahrungen in diesem Bereich verfügte die gebürtige Kanadierin. 

Schon als Schülerin hatte sie in ihrem Heimatort im Dorfladen des 600-Einwohnerdörfchens Elk-Lake in der kanadischen Provinz Ontario gejobt und die Arbeit hatte ihr viel Freude bereitet. Geboren wurde sie am 17.11.1965 in New Liskeard. Ihre Mutter hat  französische Wurzeln und  ihr Vater gehörte der indigenen Bevölkerungsgruppe an. Der Vater verbrachte viel Zeit mit seinen sechs Kindern in der wunderschönen Natur Kanadas. Wenn Leena über die Wälder und Seen Ontarios mit ihrer reichen Tierwelt berichtet, möchte man seinen nächsten Urlaub in dieser Landschaft verbringen. Die besondere indianische Lebensphilosophie, die die Verbundenheit mit der Natur und den respektvollen Umgang mit ihr beinhaltet, konnte der Vater seinen Kindern vermitteln. 
„Wir sind hier nur Gäste", gab auch der Inuit-Großvater seinen Enkeln mit auf den Weg.

Die weiterführende Schule war in New Liskeard, und die Schüler aus Elk-Lake mussten täglich 66 km mit dem Schulbus hin- und zurückfahren. Leena verließ die Schule mit dem Abitur und begann in Ottawa und später in Toronto Architektur zu studieren. Um ihr Studium zu finanzieren, musste sie, wie es unter kanadischen Studenten die Regel ist, nebenbei arbeiten. Sie fand zunächst eine Teilzeitanstellung bei einer großen Kette, die Cafés in Kanada betreibt.  Die Arbeit bereitete ihr bald mehr Freude als ihr Studium, und so beschloss die Studentin aus der Nebentätigkeit den Hauptberuf zu machen. Sie absolvierte innerhalb der Café-Kette eine kaufmännische Ausbildung. Nach der Ausbildung war sie dann bald zur Filialleiterin aufgestiegen. In Toronto traf sie dann auf Ulrich Maiß, der auf einer Konzerttournee in Kanada war.  Nach zwei gemeinsamen Jahren in Kanada beschlossen die beiden 1996 nach Deutschland zu gehen. Ihr Weg führte sie zunächst nach Düsseldorf, wo Leena Deutsch lernte und an der Berlitz-Sprachschule Englischunterricht gab. Ein berufliches Angebot für Ulrich führte zu einem Umzug nach  Berlin. Auch hier gab Leena Englischunterricht, hauptsächliche für Firmen, die ihre Mitarbeiter deutschlandweit schulen ließen. Somit war Leena viel unterwegs. In Berlin wurden die gemeinsamen Kinder Daniel, heute 10 Jahre alt, und die heute neunjährige Lilly geboren.  Auch in Berlin jobte Leena zunächst nebenbei in einem Café, das sie bald eigenverantwortlich als Filialleiterin übernehmen konnte, da die Besitzer eine weitere Dependance eröffneten. Deshalb konnte sie die Reisetätigkeit aufgeben.
Mit der Zeit fühlte sich Leena aber in der Großstadt mit den kleinen Kindern nicht mehr wohl. Sie wünschte sich für ihre kleine Familie ein Leben auf dem Land. Und so fügte es sich gut, als Ulrich ein Arbeitsangebot in Ziegenhagen erhielt. So zog die Familie zunächst nach Reckershausen und dann 2009 nach Reiffenhausen – zunächst des Schwimmbads wegen.

Seither fühlt sich die Familie in Reiffenhausen wohl. Das umfangreiche Engagement der Reiffenhäuser für die unterschiedlichen Projekte findet die Familie vorbildlich. Dazu gehörte auch das Interesse für den Erhalt des Ladens.

Leena Jobson hat das Konzept für den Dorfladen umgestellt und eine kleine Café-Ecke hinzugefügt. Dieses Angebot wird von einigen Reiffenhäusern gerne genutzt. Auch ihre „Waffeltage" am Mittwoch sind ein Renner. Insgesamt, so sagt die Ladenbesitzerin, müsste der Verkauf im Dorfladen aber besser sein.

Auf die Frage ob sie angesichts der vielen Arbeit noch Zeit für Hobbys habe, berichtet Leena von  wöchentlichen Saunagängen in der Reiffenhäuser Damensauna, von der Yoga-Stunde am Sonntag, und falls dann noch Zeit sei, würde sie gerne lesen. Natürlich telefoniert sie regelmäßig mit ihrer Familie in Kanada. Heimweh, so erzählt Leena, habe sie immer und daher freue sie sich auf den Besuch ihrer Schwester und deren Familie an Weihnachten hier in Reiffenhausen.
Aber letztlich gelte für sie ein englisches Sprichwort: „home is where my heart is". (zuhause ist wo mein Herz ist).
Ellen Ronshausen