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Der größte Schritt


Liebe Darlehensgeberinnen und Darlehensgeber,
erst einmal möchte ich mich für Ihre/Eure Geduld herzlich bedanken. Daß ich mir mit meinem kurzen Bericht so viel Zeit genommen habe lag daran, daß mir die Zeit und die Ruhe fehlte. Wenn man eine Fremdsprache spricht, ist man oft auf der Suche nach dem passenden Wort oder Ausdruck und nach wie vor ist es für mich eine Herausforderung, mich kompetent und treffend in der deutschen Sprache auszudrücken. Außerdem wollte ich auf den Jahresabschluss 2012 warten.
Nachdem ich diese Zahlen bekommen hatte, habe ich den Ortsrat informiert.  Seitdem haben wir uns dreimal getroffen, um über den Laden und seine Perspektiven zu sprechen.
Nun habe ich gute und schlechte Nachrichten.
Ich fange mit den guten an: im August 2010 haben wir es geschafft, mit gemeinsamem Einsatz und Startkapital den Laden zu übernehmen. Der Laden sollte „Unser Dorfladen Reiffenhausen“ heißen, mit der Betonung auf „Unser“. Damit wollte ich eine Verbindung zwischen dem Dorf, den Kunden und dem Laden schaffen. 
Bis Ende 2011 lief alles relativ gut.
Doch schon zu diesem  Zeitpunkt sagte mir meine Bank, der Laden wäre ein Hobbygeschäft und als Haupteinkommen für eine vierköpfige Familie nicht geeignet. Diese Erwartung habe ich aber auch nie gehabt. Reiffenhausen ist ja klein, die Möglichkeiten sind begrenzt. Das war mir klar. Da ich jemand bin, der positiv denkt und nach Lösungen sucht, wenn es Probleme gibt, habe ich den Hinweis der Bank wahrgenommen, aber ich war nicht gewillt den Laden aufzugeben. Ich habe mir stattdessen einen Wirtschaftsberater ins Boot geholt, eine Entscheidung die ich getroffen habe, um mit seiner Unterstützung das Geschäft zu optimieren. Weiterhin entwickele ich Ideen und setzte sie um, damit neue Einkommensquellen für den Laden entstehen:  das Café und der Lieferservice; wird sind ein Hermes Paket Shop geworden; wir können Bücher aller Art bestellen.
Eine weitere gute Nachricht: seit einem halben Jahr arbeiten wir eng zusammen mit Naturkost Elkershausen, und diese Entwicklung ist für den Laden entscheidend. Bio Ware in hoher Qualität in einem kleinen Dorf zu bekommen ist einfach toll und ich bin glücklich und überrascht wie gut das läuft. Der Verkauf von Bio-Ware ist eine wichtige und solide Einkommensquelle für den Laden geworden und wir können alle sehr froh sein, daß Elkershausen uns das Ja-Wort gegeben hat! Eine weitere gute Entwicklung ist die Arbeit mit der DorfladenInitiative Göttinger Land. Diese Zusammenarbeit hat schon Früchte getragen, indem wir Dorfläden enger mit unserem Hauptlieferanten Hoppe Grosshandel zusammenarbeiten. So können wir zum Beispiel kleinere Mengen ohne Aufpreis bestellen. Dieses führt dazu, daß wir mehr Kapital zum Einkaufen haben - das Sortiment kann erweitert und attraktiver für die Kunden werden.

Nun komme ich zu den schlechten Nachrichten.
In 2012 ist der Umsatz leider zurückgegangen und nach dem ersten Halbjahr 2013 ist es nicht besser geworden. Einige Erklärungen haben wir gefunden. Im Oktober 2012 musste ich die Öffnungszeiten kürzen. Ich habe gehofft, daß die Kunden sich umstellen würden. Dieses ist leider nicht passiert. 
Einige gute Kunden sind weggezogen oder gestorben, auch eine Erklärung. Der Winter war sehr kalt und lang, auch wichtig für einen Laden, der viele ältere Kunden hat. Aber im Ganzen können wir es nicht erklären. Leute die früher gekommen sind, kommen einfach nicht mehr. Andere haben ihre Einkäufe stark reduziert.
Nach wie vor wird der Laden von zu wenig Kunden als vollwertiger Lebensmittelhandel wahrgenommen. Und es kommen grundsätzlich zu wenig Leute einkaufen.
Dieses bedeutet, daß eine Rückzahlung des Darlehens - wenn auch nur im Form von Warengutscheinen - weiterhin nicht möglich ist. Der Umsatz ist einfach nicht da, um diesen Kredit zu bedienen. Dieses ist bedauerlich; aber es ist auch Fakt, daß weniger als die Hälfte der Darlehensgeber in ihrem Dorfladen einkaufen.
Dieser Kurzbericht soll als Gedankenanstoß dienen. Wer es gut, nett, schön, nötig, praktisch, hilfreich, wichtig findet, daß sich um die Nahversorgung gekümmert wird, daß es diesen Laden gibt, egal aus welchen Gründen, muss sich fragen: “Was kann ich dafür tun, damit es mit Unserem Dorfladen Reiffenhausen weitergeht?” Ich werde weiterhin den Laden gut managen, in der Hoffnung, daß dieser Brief dazu führt, daß der Umsatz wieder steigt und sich stabilisiert. Ob eine Rückzahlung des Darlehens irgendwann möglich ist, hängt direkt davon ab.
Zur Jahreshälfte 2014 werde ich noch einmal einen Kurzbericht schreiben. Wenn es uns auf dieser Art nicht gelingt, den kostendeckend Umsatz zu schaffen, werde ich zusammen mit dem Ortsrat zu einer Versammlung einladen, um eine neue Lösung zu finden. Ideen oder Anregungen sind uns willkommen. 
Ich möchte mich für die Unterstützung, die ich bisher bekommen habe sehr herzlich bedanken. Es bringt mir nach wie vor viel Freude diesen Laden für uns zu betreiben.


Leena Jobson 

Unser Dorfladen Reiffenhausen