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Der zweite Schritt

Liebe Reiffenhäuser, 
nun, da es auf Weihnachten zugeht, nehme ich den Stift wieder auf, um dem Dorf kurz zu berichten, wie es um den Laden bestellt ist. Viele Leute sind zu mir gekommen und haben mich gefragt "Wie läuft der Laden? Bist Du zufrieden?".  Ich freue mich, daß so viele von Euch neugierig sind und wähle diesen Weg als Antwort, damit alle die selben und vollständigen Informationen erhalten.

Grundsätzlich bin ich froh über das, was im Laden geschieht. Mehr und mehr Menschen kommen in den Laden, das Café wird von Jung und Alt frequentiert, es gibt eine Menge neuer Produkte und große Unterstützung durch die Geschäftspartner aus der Region und die vielen talentierten Menschen hier in Reiffenhausen! Ich nutze den Laden schon für Veranstaltungen und werde dies auch in Zukunft tun. Ein Dorfladen kann also so viel mehr sein, als nur der Ort, wo man frische Brötchen und die Zeitung kauft. Natürlich bin ich froh, daß wir diese Produkte anbieten können, aber ich möchte mehr für unseren Dorfladen, und der Dorfladen braucht auch mehr, also mehrere Einkommensquellen wenn es eine langfristige, stabile Zukunft haben soll.

Der erste Schritt zur Rettung des Ladens bestand aus drei Teilen: der vollständigen Renovierung des Ladenlokals, der Übernahme des Warenbestandes und der Aufstockung des Warenbestandes als Lebensmittelgeschäft. 104 Reiffenhäuser und drei Leute ausserhalb Reiffenhausens, haben insgesamt € 20.000.- investiert. Dieses Geld wurde für den ersten Schritt verwendet - für ein herzliches "Dankeschön" an die Bäckerei Lückfeldt und ein enthusiastisches "Willkommen" an "Unser Dorfladen Reiffenhausen".

Jetzt, wo die Zahlen des ersten Quartals da sind, ist es für mich als Geschäftsführerin an der Zeit, Euch erneut um Hilfe zu bitten, für den zweiten noch wichtigeren Schritt: im Dorfladen Reiffenhausen regelmäßig einkaufen zu gehen. Viele Kunden sind schon von reinen Bäckerei- zu Lebensmittelkunden geworden. Vielen Dank! 

Mit diesem Brief möchte ich noch einmal alle daran erinnern, warum wir eigentlich den Dorfladen behalten wollen. Vielleicht trennen sich hier die Meinungen, aber Fakt ist: wir haben uns entschlossen, daß der Laden bleiben soll. Wenn nicht jeder eine aktive Rolle im Dasein des Ladens übernimmt, wird es ihn nicht mehr geben.

Unser Dorfladen ist jetzt schon mehr, als nur ein Ort, an dem man nur die Grundnahrungsmittel kauft. Er ist ein wichtiger Treffpunkt, der eine entscheidende Rolle für die Lebensqualität unseres Dorfes spielt. Was hat Reiffenhausen nicht alles zu bieten! Ein Schwimmbad, eine Sporthalle, zwei Spielplätze, einen Hofladen, einen Dorfladen, einen Weinhandel, einen Bio-Partyservice, Bioenergie, eine Sauna, das DGH, ein Museum, eine sehr aktive Kirche, die Gruppe für Soziales Leben, nicht einen, sondern zwei Gesangsvereine, einen Sportverein, den Heimatverein, und und und.
Als Mitglieder dieser wunderbaren Dorfgemeinschaft, in die ich mich und meine Familie mit einbeziehe, haben wir eine Verantwortung, diese uns so wichtigen Institutionen zu unterstützen und am Leben zu erhalten und damit die hohe Lebensqualität hier in Reiffenhausen zu sichern. 

Dies führt zum zweiten Schritt, ohne den der Laden ganz einfach seine Kosten nicht decken und folglich nicht überleben kann.

Die Änderung von "Bäckerei Lückfeldt" zu "Unser Dorfladen" ist es also, auf die wir uns konzentrieren müssen. Es ist wichtig diese Änderung bewusst wahrzunehmen.  Eine Bäckerei erzielt ihre Gewinne durch den Verkauf eigener Backwaren. Wir sind ein Lebensmittelhandel und müssen durch den Verkauf von Lebensmitteln unseren Umsatz erzielen. Die Backwaren muss ich kaufen und am Ende des Tages, wenn Backwaren übrig geblieben sind, wegschmeissen. Manche Produkte dürfen noch am nächsten Tag verkauft werden, zum Beispiel Vollkornbrote in Kastenform oder bestimmte Kuchen; Dauergebäck und manche Tortenschnitten auch.  Alle Mischbrote und trockener Kuchen werden am nächsten Tag zum halben Preis verkauft, also ein Verlust.  
Brotbestellungen führe ich täglich durch und habe Verkaufsstatistiken, die mir zeigen was und wie viel verkauft wird. Ich halte auch alle Verluste fest, und versuche auf Basis dieser Daten eine gute Auswahl an Produkten anzubieten und gleichzeitig die Verluste zu minimieren und dadurch Gewinn zu erzielen. Was ich an dieser Stelle erwähnen möchte ist, daß wir keine Produkte an die Backstube in Groß Schneen zurück schicken. Wir sind keine Könnecke Filiale. Nicht verkaufte Brote und Brötchen werden in unserem Lager gesammelt und stehen, für diejenigen, die es benötigen als Tierfutter zu Verfügung. Ich verkaufe dieses Brot nicht, aber bitte um eine Spende für Reiffenhäuser Projekte und Gruppen.

Hier möchte ich darauf hinweisen, daß es für alle, die schon genau wissen, was sie an Brot und Brötchen brauchen, eine gute Idee ist, vorab zu bestellen. Samstags haben wir morgens schon mehr als 40 Bestellungen fertig; dies könnte Sonntags genau so sein. Das Vorbestellen der Backwaren spart Zeit und Geld, und ich denke, daß man mit Recht annehmen kann, daß die meisten Leute gerne an beidem sparen, wenn es möglich ist. Der Dorfladen ist da keine Ausnahme.

Da das Rückgrat des Dorfladens Lebensmittel sind, führen wir inzwischen eine interessante und kundenorientierte Produktpalette. Ich tue mein Bestes, die Preise realistisch zu halten, aber wir müssen alle sehen, daß ein kleiner Dorfladen natürlich mit den Preisen großer Ketten wie REWE, Edeka oder Real, geschweige denn Aldi oder LIDL konkurrieren kann. Dies ist etwas, was ich ganz ehrlich weder kann noch will.

Wo große Ketten durch Volumen und Uniformität Erfolg haben, werden wir durch Qualität, Service und Individualität erfolgreich sein.

Qualität bedeutet für alle Menschen etwas anderes. Wenn ich für den Laden Entscheidungen treffe, versuche ich mich zu fragen "Würde ich das mögen? Wäre ich mit der Antwort zufrieden? Ist hier jemand wirklich an mir interessiert und daran, daß ich hier mein Geld ausgebe? Würde ich mich hier beim Einkaufen wohlfühlen?" Ich versuche, wie eine Kundin zu denken. Das macht mir Spaß - und ich hoffe, das spiegelt sich im Einkaufserlebnis wieder.

Andrea und ich unterscheiden uns in vielen Punkten, in anderen sind wir uns sehr ähnlich - und in diesem Punkt sind wir einer Meinung: unsere Kunden haben Priorität. Natürlich haben wir immer viel in dem Laden zu tun, und wir geben unser Bestes, damit Ihr Euch beim Einkaufen im Dorfladen wohl fühlt.

Da nun Weihnachten ist, erlaube ich mir zwei Wünsche:

Nummer eins: daß unsere Kunden zwei Einkaufslisten haben: die erste ist die "Dinge-die-ich-im-Dorfladen-kaufen-kann"-Liste. Die zweite ist die Liste für die Dinge, die anderswo eingekauft werden. Unser Dorfladen hat eine Produktpalette von über 300 Produkten. Ist ein gewünschtes Produkt nicht dabei, sagt es mir und ich werde versuchen es zu bestellen. Dis gilt auch für Getränke. Wir haben zwei Getränkelieferanten. Wäre es nicht schön einfach zum Dorfladen zu fahren und die Getränke im Ort zu kaufen? Auch hier gilt: sagt mir bescheid, welche Getränke Ihr bevorzugt und ich versuche sie zu bekommen.

Nummer zwei: daß Ihr mir ein weiteres Jahr für das Ausstellen der Gutscheine zugesteht. Ich war vielleicht zu hastig, als ich beschlossen habe die Gutscheine schon im Januar 2011 auszustellen. Ich brauche einfach doch mehr Zeit um sicherzustellen, daß der Dorfladen finanziell stabil genug ist, um diesen Verlust an Einnahmen zu verkraften. Wer trotzdem gerne seinen Gutschein bekommen möchte, kann seinen Namen auf die Rückseite dieses Briefes schreiben und ihn in meinen Briefkasten werfen oder im Laden abgeben. Ich lasse es dann meine Buchhalterin wissen, sodaß der Gutschein im Januar 2011, wie im Vertrag beschrieben ausgestellt wird. Habe ich bis zum 31.12. diesen Jahres keine Rückmeldung, gehe ich davon aus, daß Ihr meinem Wunsch entsprecht!



Zurück zu Qualität und Service: ab Januar werden wir für die Kunden, die es bis 18 Uhr nicht zum Einkaufen in den Dorfladen schaffen, Montags bis 19 Uhr geöffnet haben. Ein Anruf, ein Fax oder eine Email mit der Einkaufsliste genügt - wir stellen Ihre Bestellung zusammen, sodaß sie bei Ihrer Ankunft zur Abholung bereit steht. Für Menschen, die es bei kaltem Wetter und verschneiten Strassen nicht zu Fuß in den Laden schaffen, aber gerne weiterhin selbst einkaufen möchten, bieten wir außerdem von Januar bis März Dienstags von 9 bis 11 Uhr Samstags von 10-12 Uhr einen Abholservice an. Es wäre sehr hilfreich, wenn sich aus der Dorfladen AG der eine oder andere als Fahrer anbieten könnte.

Ab Januar geht es endlich mit Bio-Frischwaren los. Weitere Infos dazu werden im Laden ausgehängt und auf unserer Website bekannt gegeben.

Außerdem gibt es vom 13. bis 24. Dezember einen Weihnachtsbaum-Verkauf vor dem Laden und in der Seibigstrasse 27 mit kostenloser Lieferung innerhalb des Dorfes. Wenn Sie den Thüringer Glühwein oder Harry's Öko Punsch noch nicht probiert habe, kommen Sie doch einfach vorbei, probieren Sie ein Tässchen und wir helfen Ihnen, den passenden Baum zu finden. Ein Exemplar ist schon vor dem  Laden zu besichtigen, und dort finden Sie die leckeren Getränke auch zum Verkauf.

Abschließend möchte ich mich nochmals für Ihr Vertrauen und Ihre Unterstützung bedanken. Es macht mir große Freude den Laden zu leiten und Teil einer so positiven Entwicklung zu sein.

An die Dorfladen AG: 
Ihr seid am Samstag, den 8. Januar 2011 von 15 - 17 Uhr zu einem Neujahrstreffen im Gemeinderaum mit Kaffee und Kuchen herzlich eingeladen. Ich brauche nach wie vor Eure Hilfe und würde mich mit Euch gerne wieder treffen, um darüber zu reden. 

Eine letzte Anmerkung in eigener Sache: die erste Inventur steht Ende Dezember/Anfang Januar bevor. Hierfür brauche ich ein Team von 6 bis 8 Freiwilligen. Bitte sprecht mich direkt an. Sobald wir das Team zusammen haben können wir uns auf ein Datum einigen.

Ein frohes und besinnliches Weihnachtsfest und ein glückliches und gesundes Neues Jahr wünscht

Leena Jobson